ProSenior Bern ist 20-jährig geworden. Dies wurde mit einem spannenden und abwechslungsreichen Anlass gefeiert, der auch Online verfolgt werden konnte.
ProSenior damals und heute
Ursula Zulauf, Präsidentin von ProSenior Bern, würdigte die Gründungsanfänge des Vereins. Ziel war schon damals, die Partizipation der älteren Menschen zu fördern. In ihrer Ansprache zum Auftakt gab sie unter anderem zu bedenken, dass aktuell gewisse politische und gesellschaftliche Kreise versuchen, ein einseitiges Altersbild zu schaffen und Zukunftsängste zu schüren.
ProSenior Bern befragte nach dem ersten Corona bedingten Lockdown seine Kontaktpersonen in den Gemeinden und deren Altersinstitutionen, was sie am meisten beschäftigte und wo sie den grössten Handlungsbedarf feststellten.
Am häufigsten und dringlichsten wurde das Thema «Den Wert des Alters sichtbar machen» angeführt. Der Jubiläumsanlass von ProSenior Bern hatte deshalb zum Ziel, sich mit Stereotypen in Zusammenhang mit dem Alter zu befassen, Ressourcen zu behandeln und den Wert von Senioren und Seniorinnen aufzuzeigen.
Grussbotschaft des Kantons
Esther Zürcher, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gesundheits-, Sozial und Integrationsdirektion des Kanton Bern, überbrachte die Grüsse von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg. Der letzte Altersbericht des Kantons vom Jahr 2016 umschrieb im Handlungsfeld «Anstoss zur breiten Auseinandersetzung mit dem Thema Altern und der Altersversorgung» die Aufgabe von ProSenior Bern als «Scharnier zwischen der älteren Bevölkerung und kommunalen Behörden sowie Fachleuten und Organisationen aus dem Altersbereich». 2003 konnte ProSenior Bern den ersten Leistungsvertrag mit dem Kanton abschliessen.
Aktionstheater und Podiumsdiskussion
Unter der Moderation von Sonja Hasler und unterlegt von Szenenbildern des Aktionstheaters «planlos» diskutierten Seniorinnen und Senioren sowie ein Journalist und eine Jugendvertreterin* das heutige Altersbild. Was kann dem negativen Zerrbild von Kreuzfahrt- und Homemobil-Generation, von Kostentreibern, Pflegelawine und Generationenkrieg entgegengesetzt werden?
Da ist nicht nur der Einsatz, den Grosseltern zur Entlastung ihrer Kinder und parallel dazu die Betreuung der eigenen hochaltrigen Eltern leisten. 63 Prozent der 60 bis 74- Jährigen und 48 Prozent der über 75-jährigen Menschen leisten ehrenamtliche oder freiwillige Arbeit. Einig war man sich auch, dass, wer ein Leben lang arbeitete, sich nach seiner Pensionierung durchaus Erholung und Reisen leisten darf, insbesondere unter Berücksichtigung, dass sich die gesundheitliche Entwicklung im späteren Lebensalter verändern kann. Im Übrigen bleibt vielfach unerwähnt, dass Renten versteuert werden müssen und die ältere Bevölkerung einen wichtigen monetären Beitrag an die Gemeindefinanzen leistet. Allerdings leben längst nicht alle Seniorinnen und Senioren im Überfluss, der Anteil der älteren Bevölkerung, die Ergänzungsleistungen bezieht, wächst. Betroffen sind insbesondere Frauen und zunehmend Menschen im Mittelklassemilieu. Letztlich gilt für Seniorinnen und Senioren das Gleiche wie für jüngere Lebensalter: Es lassen sich nicht alle in die gleiche Norm pressen.
Nie zu alt für Neues
Abgerundet wurde der Anlass mit einem engagierten und witzigen Vortrag des ehemaligen Fussballtrainers und erfahrenen Motivators Hanspeter Latour. Latour bereitete sich nach seinem aus Altergründen erzwungenen Abgang als Fussballtrainer zielgerichtet auf seine Pensionierung vor. Nebst der Durchführung von Motivationsseminaren gilt seine heutige Passion der Beobachtung der Natur und insbesondere der Naturfotografie.
Seniorinnen und Senioren sollen mitbestimmen
In ihrem Schlusswort unterstrich die Präsidentin von ProSenior Bern die Notwendigkeit, dass die älteren Menschen «Das Bild und den Wert des Alters» selber festlegen, definieren und hinaustragen müssen, um die Gesellschaft und Politik vom - auch wirtschaftlich - nützlichen Stellenwert des Alters zu überzeugen. Sie führte weiter aus, dass ältere Menschen nicht nur in der Familie, sondern auch dem Staat und der Wirtschaft Ressourcen einbringen. Sie zählte konsumrelevante Bereiche des Alters auf, wo über 65-Jährige Arbeitsplätze generieren und Einkommen verantworten. Sie machte auch klar, dass sie wirtschafts- und entwicklungsrelevant sind: Sie arbeiten als Coaches, Organisations- und Lebensberaterinnen, füllen Firmenlücken als Interimsmanager, sind als Verwaltungsrätinnen von öffentlichen und privaten Unternehmen tätig, entwickeln Altersstrategien in ehrenamtlichen Vereinen, leisten Angehörigenpflege, betreuen Nachbarn oder geben in Asylzentren Aufgabenhilfe.
Seniorinnen und Seniorinnen sind eigentlich unentbehrlich, deshalb sollten sie sich ihrer Werte bewusst sein und Partizipation in der Politik, der Lebens-, Wohn- und Umfeldgestaltung verlangen. Schliesslich ist ein Viertel der Schweizer Bevölkerung über 64-jährig und dieser muss die Alterszukunft proaktiv mitgestalten können.
ProSenior Bern unterstützt die Partizipation
ProSenior Bern wird in der Planung seiner zukünftigen Angebote «den Wert des Alters sichtbar machen»aufnehmen und in seinen Aktivitäten die Partizipation der älteren Bevölkerung in ihrem unmittelbaren Umfeld fördern und fordern.
* Teilnehmende der Diskussionsrunde:
· Dunja Kobel, Generationentandem «UND», Thun
· Reto Müller, Stadtpräsident, Langenthal
· Fritz Stalder, pensionierter Lehrer und Schulleiter, Wynigen
· Cornelia Vaucher, Seniorin und ehemalige Gemeinderätin Soziales, Reconvilier
· Stefan von Bergen, Journalist BZ
Bericht: Ursula Zulauf
Fotos: Gaby Pfeiffer
Die Aufzeichnung des ganzen Anlasses können sie als Video herunterladen.